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erhielten. 1308 wurde Graf Johann von Solms Burggraf und Mitbesitzer von Greifenstein. Auch die von Solms kämpften mit den Nassauern um den Besitz von Greifenstein, welches indessen immer noch nicht aufgebaut war. Erst 1384, als Burgsolms zerstört war, stellte Johann von Solms in Verbindung mit Ruprecht von Nassau-Merenberg das Schloss wieder her. Nach dem Tode des Letzteren fiel dessen Antheil an Dietrich von Catzenellnbogen, welcher indessen 1391 seine Rechte auf dasselbe an Solms abtrat. Als im Jahre 1415 auch Sayn-Wittgenstein Erbansprüche auf Greifenstein machte, entstand eine lange Fehde, in Folge welcher 1475 Solms allein im Besitze der Burg blieb. Bei Theilung der Linie Solms erhielt sie Bernhard, der Gründer der Linie Solms-Braunfels. Als seine Söhne sich abermals in die Lande theilten, fiel sie Wilhelm zu, dessen Enkel Wilhelm Moritz 1696 nach dem Aussterben der Braunfelser Linie seinen Wohnsitz in das ihm zugefallene Schloss Braunfels verlegte. Hiermit begann der Verfall der Burg; selbst die von Wilhelm Moritz erbauten grossen Säle sind zusammengestürzt; nur die 1686 über einer alten erbaute Kirche ist erhalten, sowie auch die beiden alten Thürme, der sog. Nassauerthurm mit dem Greifen auf der Spitze und sein durch eine Gallerie mit ihm verbundener Nachbarthurm, stehen geblieben sind. Ausserdem hat sich ein eigenthümlicher runder Bau, die sogenannte „Rossmühle“ wohl erhalten. Die zwanzig Pforten, welche die Burg gehabt haben soll, sind auch nicht mehr zu ermitteln, dagegen hat sich eine sie betreffende Anekdote noch erhalten. Als nämlich, erzählt man, Turenne bei Hermannstein im Lager gelegen, habe er vergebliche Versuche gemacht, die Veste einzunehmen; er habe darauf die Unthunlichkeit einer Belagerung und Erstürmung derselben einberichtet. Als der Graf von Greifenstein dieses gehört, habe er Turenne zum Besuche eingeladen, und ihm die Uebergabe des Schlosses versprochen, wenn

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)