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zu dem Stoppelberger Forsthause, einem zu Zeiten des Reichskammergerichts vielbesuchten Vergnügungsorte, ist höchst anmuthig. Auf dem Gipfel des Berges sieht man über die nahe Wetterau, und weit über Giessen hin den Staufenberg und selbst den Frauenberg und das Schloss von Marburg. Am jenseitigen Fusse desselben liegt das Dorf Volpertshausen, denkwürdig durch den auch in Werthers Leiden erwähnten Ball, auf welchem Göthe Charlotte Buff näher kennen lernte. Das Haus, worin derselbe stattfand, war früher ein Jagdhaus, ist aber später für die Schule der Gemeinde eingerichtet worden. Gerade in entgegengesetzter Richtung, eine halbe Stunde vom Wetzlarer Bahnhof entfernt, liegt beim Dorfe gleichen Namens die Ruine der Burg Hermannstein, den Herren Schenck von Schweinsberg gehörig, welche mit dem dieser Familie zustehenden schönen Garten einen Besuch verdient. Durch Hermannstein führt die Strasse nach Dillenburg und Siegen, welche jedoch seit der Eröffnung der Deutz-Giessener Eisenbahn bedeutend an Frequenz verloren hat. Wir verfolgen diese nicht bis zu der fünf Wegstunden entfernten alten Universitätsstadt Herborn, und dem noch anderthalb Stunden weiter gelegenen Dillenburg, über welchem sich das Stammschloss der Oranier mit der denkwürdigen Linde erhebt, unter der Wilhelm der Verschwiegene die Abgeordneten der Hülfe suchenden Geusen empfing, sondern besteigen von der Eisenbahnstation Ehringshausen aus Schloss Greifenstein, eine der grössten Ruinen im Lahngebiet, die anderthalb Stunden von da auf dem Vorsprung des Westerwaldes zwischen Dill und Lahn in imposanter Massenhaftigkeit sich ausbreitet, und weit in das Land bis zum Taunus ausschaut. Das mächtige Geschlecht derer von Greifenstein kommt im Jahre 1208 zum erstenmale vor. Später lag dasselbe in heftiger Fehde mit den Nassau-Dillenburgern, welche im Jahre 1280 die Burg zerstörten und einen Theil der Herrschaft

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)