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Wer hätte hier in Ostpreußen nicht mit eigenen Augen jene Flüchtlingszüge gesehen, die vor dem Einbruch der Russen von der Grenze herkamen? Die Wagen mit Hausgerät beladen, oben thronend 20 Leute und mehr, alte Frauen, frierende Kinder, abgehärmte Mütter, oft selbst den Wagen lenkend, weil der Mann im Kriege, Kühe und Fohlen angebunden oder nebenher getrieben. Tagelang kamen diese Züge bei uns durch, 21 Wagen voll standen selbst auf unserm Hof fast drei Tage lang. Das Vieh oft zu Hunderten hielt sich auf unsern Wiesen auf. – Für diejenigen ohne Lebensmittel wurde in großen Töpfen gekocht, viele kochten sich ihre mitgebrachten Sachen bei uns auf dem Herd. In unserm Hause wohnten einige Försterfamilien aus der Rominterheide, alle Handwerkerstuben, Scheunendielen usw. waren dicht belegt. Jeder erzählte Schreckliches, was sie alles an der Grenze gehört von jenen plündernden, räubernden Banden, die sich russische Soldaten nannten. Viele Leute sagten, sie wären nie vor dem Feind geflohen, aber unser Militär hätte sie veranlaßt, ihre Besitzungen zu räumen, da das Gefecht dort stattfände (bei Darkehmen). Nachher blieben dieselben in russischen

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite -. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.3.2020)