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zwei verschiedenen Stellen auf, von Marienwalde wurden die Fürstenauer Berge beschossen und die ersten russischen Granaten schlugen noch auf unserm Boden ein und wir hörten manches Geschoß durch die Luft an uns vorbei pfeifen; die andere Artillerie fuhr bei Friedenau auf und schoß nach Skandlack und Wolfshagen. Wir lagen genau dazwischen und blieben wie durch ein Wunder unversehrt. Von unserm Turm aus konnte man das Krepieren jeden Geschosses von Freund und Feind beobachten. Wir konnten sehen, wie die Russen mit ihren Kanonen die Fürstenauer Berge schon am ersten Nachmittag räumten, wie unsere Artillerie dann dort auffuhr und von da nach Birkenfeld und Sechserben herüberschoß. Am Abend zählten wir 22 Feuerscheine. Viele hatten die Russen mit ihren berüchtigten Brandbomben entzündet, viel war durch unsere Granaten in Brand geschossen. Meinem Schwager in Birkenfeld und Sechserben brannten in den Tagen 47 Gebäude ab. - Zur Nacht hatten wir schon deutsche Offiziere und viele Soldaten bei uns im Quartier. Gern hätte man ihnen das Beste vorgesetzt nach all den Tagen der Entbehrungen bei Tannenberg, aber es fehlte auch hier schon an manchem.

Fünf schwerverwundete Kavalleristen wurden uns im Laufe des Tages gebracht, wir pflegten sie so gut wir konnten, unsere Schwester nahm sich ihrer mit großem Eifer an und pflegte sie sehr getreulich. -

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/57&oldid=- (Version vom 31.3.2020)