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wurde erst fingerbreit Streuzucker ins Glas geschüttet; dann leckte er den Streulöffel aus und bot meiner kleinen siebenjährigen Tochter nachher noch einen Löffel voll an. Zwei andere rissen den Zigarrenschrank von der Wand, als zwei Bajonette denselben nicht öffnen konnten, wurde die Türfüllung mit dem Gewehrkolben eingeschlagen. Silberne Löffel wanderten in die Stiefelschäfte, silberne Weinpfropfen in die Feldflaschen u. dgl. mehr. Selbst unserer alten Frau Pfarrer durchwühlten sie jedes Schächtelchen mit ihren Andenken. - Und wie manches hat man gewiß in einem hundertjährigen Leben gesammelt! Zwei Treppen hoch fanden sie im Schrank unseres Kadetten einige Teschingpatronen, die sollten nun durchaus in die Revolver passen und wiederum machten sie eine Szene. Machtlos dieser betrunkenen Bande gegenüber zu stehen, war fürchterlich, man kann sich von den Gefühlen in solcher Zeit keinen Begriff machen. Wie ich für den einen meinen Schreibtisch aufschließen mußte, bückte er sich mit dem umgehängten Gewehr und haut mir dabei mit dem Bajonett gehörig an den Kopf, er murmelte etwas wie eine Entschuldigung und strich mir über den Kopf. Einem anderen sollte ich erklären, was der Brutofen bedeute, alles was sie nicht kannten, hielten sie für Funkenspruchapparate oder Ähnliches. Über den Brutofen konnten wir uns nicht

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)