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über die deutschen Barbaren werden in Rußland von der Presse in glaubwürdigster Weise verbreitet, es ist unfaßbar, wie eine ganze Nation so etwas für wahr halten kann. Unsern Verwundeten schneiden wir selbst die Kehle durch, damit wir sie nicht zu pflegen brauchen, den verwundeten Russen werden die Augen ausgestochen und sie werden langsam zu Tode gequält u. dgl. mehr. Bei dem General angelangt, leider nicht mein alter Beschützer, stellte derselbe mir aber trotzdem einen Zettel aus, den er mir in Deutsch übersetzte und der etwa so lautete: Bei Frau Rittergutsbesitzer S. in Jäglack darf im Hause keine Unruhe und keine Unordnung gemacht werden. Da sein Adjutant mit dem Stempel fort war, er war auch im Begriff aufzubrechen, auf dem Hof standen Hunderte von Kosaken schon auf ihren Pferden aufgesessen, konnte er den Zettel nicht unterstempeln. Der ganze Weg hin und zurück war ein Durchwinden durch dichte Infanteriemassen. Unsere Kosaken auf dem Hof und sonst die ganze Einquartierung war im Aufbruch begriffen, als wir heimkehrten. In dem Moment kam ein deutscher Flieger über unser Haus und es begann ein unglaubliches Geschieße. Mein Schwager erzählte später, sie hätten es für Maschinengewehrfeuer gehalten. Wir beobachteten Kosaken, die anstatt nach dem Flieger zu schießen, sich lieber die Tauben von

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)