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ihnen am Abend vorher angeboten, ebenso fehlte nach ihrem Fortgang noch ein weißer Handspiegel aus dem einen Fremdenzimmer. Oben waren Schränke, Nähtisch und eine Truhe der Töchter erbrochen. - So sah es im Hause aus, aber nun erst draußen aus dem Hof; 14 Pferde hatten sie in der Nacht gestohlen, alle Sielen, Trensen und Sättel; Schweine geschlachtet, ebenso 24 Schafe und mehrere Kühe. Enten und Gänse hatten sie auf dem Teich mit dem Kahn zusammen getrieben und dann abgeschossen, den Hühnern hauten sie mit dem Säbel die Köpfe ab, immer reihenweise, wie sie auf den Stangen saßen. So hatten sie im ganzen Dorf gehaust, den armen Leuten oft ihr einziges Schwein geschlachtet und sonst hatten die Horden den Leuten auch viel gestohlen. Gemüse- und Obstgarten waren beinahe leer, alle Zäune zerbrochen, das Drahtgeflecht zerschnitten. Klee und Heu wurde für all die vielen Pferde, es müssen über tausend gewesen sein, wieder „ohne Geld“ gekauft. Einen Wagen nach dem andern spannten sie von uns an und fuhren damit vom Hof; als etwa der vierte an die Reihe kam, wurde mir die Sache doch zu toll, ich stürze nach oben, klopfe bei dem Arzt an und sage, er möchte schnell herunterkommen, die Soldaten auf dem Hof nehmen uns alle Wagen, bespannen dieselben mit unsern Pferden und fahren davon. In wenigen Minuten war er

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)