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General wäre ein sehr hoher Herr, er wäre „Imperator von Byzanz“, was das eigentlich bedeuten sollte, ist mir noch nicht klar. – Um ½ 5 fing etwa der Vorbeizug der Truppen an, anscheinend kamen sie von Nordenburg und zogen nach Barten. Wir konnten am Fenster sitzend alles genau beobachten. Es kam mir vor, als wenn es nicht 8000, sondern wenigstens 20 000 sein müßten. Bis ½ 10 Uhr zogen die Massen vorbei. Als es anfing dämmerig zu werden, bemerkten wir wie zehn Reiter immer gegen eine stets verschlossene Gartenpforte sprengen. Richtig, sie kracht und die Reiter ritten um das Haus herum, ich gehe ihnen entgegen, die Kinder stellen sich auf den Balkon und beobachten mit zitternden Herzen folgende Szene: Ein junger, frecher Kosakenoffizier, der schon vorher die Leute gefragt hatte, ob hier ein Offizier wohnte, die Leute hatten schauernd so getan, als wenn sie nicht verständen, kommt bis auf zwei Schritt an mich heran und sagt, sie wollen sich das Haus besehen. Ich sagte, am Nachmittag wäre sein General mit acht Offizieren auch hier gewesen, hätte sich oben die Hände gewaschen und Kaffee auf dem Balkon getrunken, wenn die Herren das auch wollten, hätte ich nichts dagegen, aber geplündert würde nicht, hätte der General gesagt. Dann fragte er, wer hier wohnt, ich sagte: „Siegfried, ich bin die gnädige Frau“. Er sagte höhnisch lachend: „Das

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.3.2020)