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(Theophilus Presbyter) de omni Scientia artis pingendi mit dem Ausdrucke: pergamena graeca bezeichnet.[1]

Erst im vierzehnten Jahrhundert musste es unserm

Linnenpapier,

das aus abgenutzten leinenen Lumpen zubereitet wird, weichen.

Bisher glaubte man allgemein, die Fabrication des Linnenpapiers sei von den Italienern zu uns herübergebracht worden. Wenn man aber dem Laufe der über diesen Gegenstand vorangegangenen Untersuchungen folgt, so finden wir, dass Italien allerdings schon in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts im Besitze von bedeutenden Papierfabriken[2] gewesen ist, dass von ihnen um jene Zeit auch bedeutende Papiersendungen nach Deutschland herüberkamen[3], man ist aber noch nicht so weit gekommen, mit Gewissheit zu bestimmen, ob das italienische Papier aus jener Zeit von baumwollenenen oder leinenen Stoffen gefertigt war[4], auch kann man mit Genauigkeit die Zeit nicht angeben, wann die ersten Papierfabriken dort errichtet wurden. Das aber wissen wir gewiss, und wir werden uns im Verlaufe von der Wahrheit der Sache überzeugen, dass schon zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts durch die Familie Holbein das erste Linnenpapier in Deutschland, zu Ravensburg, also in Schwaben, gemacht wurde, von welchem Papier Gotthelf Fischer eine Urkunde vom Jahre 1301 aufgefunden hat. (Anmerk. 50.)

Ravensburg zählte noch zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts sechs Papiermühlen, welche am Flattbach[5] oberhalb der Stadt liegen, von denen drei zum Hammer genannt werden, der zur Vorstadt Oehlschwang gerechnet wird, die andern drei reihen sich an diese an, wurden aber früher zu den Weilern Schornreuthe und Knollengraben gezählt. Die


  1. 31) Breitkopf a. a. O. S. 89.
  2. 32) Die Venetianer verboten zu Gunsten ihrer Papierfabriken in der Stadt Treviso durch ein eigenes Privilegium vom 19. August 1366 die Ausfuhr von Abgängen sogar von schon verfertigten Papieren.
  3. 33) Namentlich bezog die Stadt Görlitz in der Oberlausitz ihr Papier in den Jahren 1376 bis 1426 aus Venedig. Anfänglich das Buch zu 2½ Groschen, hernach das Riess von 25 Büchern zu 40 Groschen damaliger schwerer Münze. Breitkopf a. a. O. S. 88. (Vergl. den ältern Geldwerth Anmerk. 10.)
  4. 34) Auch Maffei beruft sich auf ein Document aus seiner eigenen Familie vom Jahre 1367 und versichert, dass er keine ältere Handschrift auf Linnenpapier in Italien gefunden habe. Breitkopf a. a. O. S. 87.
  5. 35) Die Wasserleitung des Mühlbachs, genannt Flattbach , nimmt seinen Anfang im Dorfe Kammerlangen, 1½ Stunde von der Stadt gegen Mittag, und treibt bis zu seiner Einmündung in die Schussach unterhalb der Stadt: 6 Papiermühlen, 8 Mahlmühlen, 3 Sägmühlen, 3 Oelmühlen, 5 Walkmühlen, 1 Lohrstampf, 1 Spinnfabrik und 1 Eisenhammer. Eben a. a. O. IV. Heft S. 13.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)