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Paul Seeberg: Aus alten Zeiten : Lebensbilder aus Kurland

„Aber er ist zäh, Herr Baron. Ich glaube nicht, daß man leicht mit ihm fertig werden wird.“

„Machen Sie, daß die Geschichte zu Ende kommt. Ich überlasse das Ihnen. Aber ich hab das Pluhmingen satt. Solche Leute, wie hier, solch verlogenes, faules, versoffenes, verstohlenes Volk, wie hier, giebt’s nirgends.“

„Wo ist’s denn besser, gnädiger Herr? Was ihre Nicken anlangt, so sind die Bauern überall wie bei uns. Der eine ist von Stroh, der andere ebenso. Und ich find sie gar nicht so schlecht. Die Branntweinflasche vorn, die Peitsche hinten, so erobere ich mit den Pluhmingschen Bauern die Welt. Bin ich nicht immer früher fertig mit meinen Feldarbeiten, als alle Nachbarn?“

„Ja, das sind Sie, lieber Müller. Aber, wenn wir nur selbst zu etwas kämen!“

„Aber, gnädiger Herr, das ist nicht meine Schuld; das ist …“

„Ich weiß das schon. Hören Sie, Müller, bestellen Sie die Juchzer[1] zu Sonnabend früh und sorgen Sie dafür, daß die Kerls Kourage haben; nicht wie das letzte Mal, wo die Hälfte alte Krüppel waren, die kaum durch den Schnee konnten.“

„Gut, gnädiger Herr. Ganz, wie Sie befehlen.“




Der Morgen der Jagd war gekommen, von Kagel und

seinem Sohn, einem ganz jungen Offizier, der sich entsetzlich auf dem Lande langweilte, sehnlichst erwartet. Frau v. Kagel ging öfter durch den geräumigen Saal und die anstoßenden Zimmer des alten Hauses und half mit geschäftiger Hand der nachlässigen Magd nach, die den Staub

  1. Treiber.
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Paul Seeberg: Aus alten Zeiten : Lebensbilder aus Kurland. J. F. Steinkopf, Stuttgart 1885, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SeebergAusAltenZeiten.pdf/146&oldid=- (Version vom 21.9.2022)