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entfernt ist aus den Familienkreisen die christliche Erziehung und Ordnung, dieser kostbarste Schatz! Unsere Vorerltern glaubten, ihren Kindern kein besseres Erbe hinterlassen zu können, als sie in Unschuld und Tugend, in Frömmigkeit und reinen Sitten heranzuerziehen.

Aber sie sind gestroben, diese christlichen Voreltern. – Und das wichtigste Geschäft, die christliche Kinderzucht, ist zu einem leeren Namen geworden. Die heilsame und fruchtbringende Ruthe ist gegen Offenbarung und Erfahrung aus den Häusern geächtet worden; Religion, Tugend und gutes Beispiel sind den meisten Vätern und Müttern ein unbekanntes Land geworden. Der sträflichste Leichtsinn verwahrloset alle Kinderzucht. –

Und sehet nun: „Wie die Alten sungen, zwitschern auch die Jungen!“ „Aus den Früchten erkennt man den Baum.“ Und welche Wahrheit liegt in dem alten deutschen Worte: „Man kennt das Wetter am Wind, – den Herrn am Gesind’, die Mutter am Kind’!“ –

Ja, weil Eltern und Vorgesetzte selbst, so häufig losgesagt von allem religiösen Sinne, vielseitig auch ohne christliche Zucht herangewachsen sind, was Wunder noch, wenn die heutige Jugend in Zügellosigkeit und Leichtsinn