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einer Minute mehr himmlischen Trost in ihre Seele goß, als zehn Tausend niedere Schmeichler je vermocht hätten. Durch volle fünf Wochen schmerzlich leidend war sie voll Geduld, voll Ergebung, flehend, daß Jesus, der so viel für ihre Seele gelitten, auch ihre Leiden mit den seinigen vereinen, und sie als Opfer für ihre Sünden gnädig annehmen möchte. Gern und willig trank sie den Kelch der Schmerzen, und gab nach überstandenen Leiden ihre Seele ruhig in die Hände ihres himmlischen Vaters, auf dessen Gnade und Barmherzigkeit sie voll Zuversicht baute. Und Gott verachtet ja ein zerknirschtes Herz nicht! –

Darum nun, weil, wie ich weiß du Gnade dort gefunden vor Gottes Richterstuhle, stehe nun auf aus deinem Grabe hier! stehe auf, und warne die leichtsinnige Jugend, die im Sinnenrausche dahin wandelt, unbekümmert um das Ewige; stehe auf, und rufe den ausgelassenen Jünglingen, den ausgeschämten Mädchen zu, daß nur die Reinen Gottes Antlitz schauen; stehe auf und sage ihnen, daß nicht die tollsinnigen Tänze, nicht Buhlschaften und unerlaubte Verbindungen die Pforte des Himmels öffnen; stehe auf – – doch du wirst nicht mehr aufstehen, bis einst die Posaune ruft. Nur leise tönt mir aus deinem Grabe die Antwort zu: „Sie haben