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Die Römer haben ihn in seinem Siegeslauf aufgehalten, da will er wenigstens im heiligen Volk unumschränkter Herrscher und Gebieter sein, und so zieht er die abtrünnigen Juden an sich und verfolgt die Gläubigen, welche auf seinen Plan, die griechische Religion im heiligen Volk und die griechische Kultur einzuführen, nicht eingehen wollen. Antiochus Epiphanes wollte also dem besonderen Charakter des heiligen Volkes ein Ende machen, ein Versuch, worin sich recht ein antichristischer Geist geoffenbart hat.

 Aehnlich aber wie in Kap. 8, nur noch deutlicher, geht schließlich die Weissagung von dem gottfeindlichen Unternehmen dieses Fürsten über in die Schilderung des Antichrists selber. Kap. 11, 36 heißt es wie Kap. 7, 25: „Er wird wider den Gott aller Götter greulich reden“, und wie Kap. 8, 19 und 23 ist sein Auftreten die Folge eines göttlichen Strafgerichtes. Und wie er sich Kap. 8, 11 und 25 gegen den Fürsten aller Fürsten erhebt, so erhebt er sich auch jetzt wider den Gott aller Götter: „Er wird“, Kap. 8, 25 „ohne Hand zerbrochen“ nach Kap. 12, 1 durch das Eingreifen des großen Fürsten Michael, der für das Volk Gottes steht. Und die Bestimmung der Zeit, während welcher der Antichrist herrscht, Kap. 7, 25, kehrt auch Kap. 12, 7 bei der Bestimmung der Gewaltherrschaft dieses Königs wieder. Aus dem Allen hat man den Schluß gezogen, daß der aus dem griechischen Reich aufkommende Gottesfeind und der aus den letzten Ausläufern des römischen Reiches aufstehende, Kap 7, ein und dieselbe Person ist. Ist es ein und dieselbe Persönlichkeit; so ist allerdings sein erneutes geschichtliches Auftreten etwas Geheimnisvolles, nie Dagewesenes, womit übrigens auch die Offenbarung St. Johannis übereinstimmt, Kap. 17, 8. Hervorgehoben wird in der letzten Schilderung, Daniel Kap. 11, daß dieser gottfeindliche König sich gegen Alles, was bisher Gott hieß, erheben werde und einen neuen Gott und Gottesdienst einführen werde. Von der Beihilfe zu solchem Tun macht er die Ehrenstellung auf Erden abhängig.

 Der Sturz seiner Herrschaft findet schließlich statt bei Gelegenheit einer letzten, siegreichen Unternehmung gegen Egypten. Diesesmal beraubt ihn kein Eingreifen einer fremden Macht der Früchte seines Sieges über jenes Land, gegen welches Antiochus Epiphanes in geschichtlicher Zeit wiederholt, aber das letzte Mal im Jahre 168 v. Chr. Geb., vergebens gezogen war. Aber es wird ihn ein Geschrei von Morgen und Mitternacht erschrecken. Was der Inhalt dieser Botschaft sei, wird nicht gesagt, aber wie im Jahre 168, so ist es auch jetzt. Jerusalem und das heilige Volk ist es, welches seinen Zorn aufs höchste erregt. Aber wie schon gesagt, es wird ihm durch das Eingreifen der Engelscharen Gottes unter Führung des großen Fürsten Michael, der für das Volk Gottes steht, ein Ende gemacht werden, „und Niemand wird ihm helfen“. Damit sind wir wieder bei der großen Gerichtsszene in Kap. 7 des Propheten angelangt.