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Weltreiche gerade auch in der Gegenwart wilde Tiere als Symbol ihrer Macht für ihre Fahnen erwählt haben. Das heilige römische Reich deutscher Nation führte einst die Gestalt des Erzengels Michael in seiner Fahne.

 Doch der Prophet Daniel läßt uns Kap. 7 nicht bloß den Ausgang der von Gott abgewendeten Menschheit erkennen mit allem, was derselbe für die Gläubigen an Schrecklichem in sich schließen wird, er verkündet auch das schließliche Eingreifen Gottes, des Höchsten. Dem Antichrist und den Weltreichen überhaupt in ihrem gottfeindlichen tierischen Charakter wird gewaltsam ein Ende gemacht: ein Gericht wird über sie gehalten. Eine in des Himmels Wolken kommende, einem Menschensohn gleichende Persönlichkeit erhält das Reich über die Welt, und die Heiligen, für die Gott eingetreten ist, nehmen das Reich ein. Dieser Menschensohn ist nach Hebr. Kap. 2 und Matth. Kap. 25, 31 und 26, 64 der Herr Christus.

 Nach dem 8. Kapitel des Propheten Daniel haben diese Vorgänge der Endzeit ein Vorspiel in der Zeit des dritten Weltreiches, des griechischen. Schon zur Zeit der vier aus dem Reich Alexanders des Großen hervorgehenden Reiche kommt aus einem derselben ein kleines Horn hervor, das sehr groß wird gegen Mittag, gegen Morgen und das werte Land; und ein König kommt auf, in welchem die Feindschaft gegen den Gott des heiligen Volkes und gegen seinen Dienst sich offenbart. Das Volk Gottes war unter Cyrus aus der babylonischen Gefangenschaft heimgekehrt, und der Dienst Gottes hatte in Jerusalem wieder seinen Anfang genommen. Aber durch den aus dem griechischen Weltreich erstehenden gottfeindlichen König wurde das tägliche Opfer weggenommen, das Heiligtum verwüstet, das heilige Volk zertreten. Alles dies trat ein unter dem syrischen König Antiochus Epiphanes, gestorben 164 vor Christi Geburt.

 Besonders bemerkenswert ist in diesem Kapitel, daß diese Bedrängnis und dieser Feind des heiligen Volkes als ein Strafgericht über den im Volk Gottes um sich greifenden Abfall kommt. Wenn die Uebertreter überhand nehmen, wird er aufkommen, zur Zeit des letzten Zornes. Es scheint aber, als gingen die Schilderungen von diesem Vorläufer des Antichrists unvermerkt auf die Schilderungen des Antichrists selber über, wenn es Vs. 25 heißt: „Er wird sich auflehnen wider den Fürsten aller Fürsten, aber er wird ohne Hand zerbrochen werden.“

 Sowohl in Kap. 7 wie in Kap. 8 wird der geweissagte Feind Gottes und seines Volkes mehr allgemein geweissagt, in Kap. 10—12 dagegen trägt er bestimmte geschichtliche Kennzeichen an sich und wird sein Auftreten in den Gang der geschichtlichen Entwicklung hereinbezogen. Nach Kap. 11 ist keine andere geschichtliche Persönlichkeit zu verstehen, als der in Kap. 8 schon erwähnte Antiochus Epiphanes; ihm ist eine Unternehmung gegen Egypten fehlgeschlagen.