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Max Schneidewin: Ernst von Leutsch: Ein Nekrolog

Bekannt ist den lesern d. bl., welch hohes interesse ihr nun verstorbener herausgeber insbesondere der betheiligung der philologen in des königs oder deutscher fürsten rock am grossen feldzuge gewidmet hat; auch zu einer beabsichtigten geschichte des krieges, dessen einzelnheiten er sehr genau kannte, hat er lange material gesammelt.

1842 wurde Leutsch mit F. W. Schneidewin zugleich ordentlicher professor, dank einem druck, welchen K. Fr. Hermann, der damals als würdiger nachfolger Otfried Müllers von Marburg berufen wurde, in seiner sympathie für die politische mannhaftigkeit der Sechs auf die Hannoversche regierung dadurch ausübte, dass er ein ordinariat für F. W. S. und E. v. L. zur bedingung seines kommens nach Göttingen machte. Dass diese ernennung also nicht unmittelbar als anerkennung der verdienste in wissenschaft und lehramt erfolgte, war für Leutsch freilich ein wermuthstropfen in den becher seiner befriedigung über die erfüllung seines hauptsächlichen lebenswunsches. In den grossen universitätsferien 1842 machte Leutsch mit F. W. Schneidewin zusammen auf staatskosten eine reise nach Avranche in der Normandie, behufs vergleichung einer dortigen handschrift von Cic. de oratore und orator, deren hinter der erwartung zurückbleibendes ergebniss erst 1857 im Philol. bd. XI von ihm veröffentlicht worden ist. Uebrigens war die reise fruchtbar durch die eindrücke des fremden nachbarlandes und besonders seiner hauptstadt und durch die anknüpfung persönlicher beziehungen mit französischen philologen, wie Letronne und Boissonade. Aus Leutsch’s nunmehr still und gleichmässig verfliessenden gelehrtenleben mögen nur noch die folgenden daten mittheilung finden. Im winter 1862 feierte er sein fünfundzwanzigjähriges jubiläum als mitleiter des philol. seminars, dessen director er seit 1856 geworden war. Die anregung zu dieser seitens seiner studenten recht würdig (auch durch darreichung einer commentatio Pindarica von Albert Grumme, jetzt director in Gera) veranstalteten feier, an die sonst vielleicht nicht gedacht wäre, sollte im stillen ausgehen von meiner seligen mutter, die mich, den damaligen princeps des seminars, auf den bevorstehenden tag aufmerksam machte; diese ächte gelehrtenfrau hatte eine sehr umfassende kenntniss der personalia der zahlreichen mit ihrem 1856 verstorbenem manne befreundet gewesenen philologen und für Leutsch besonders eine dankbare verehrung als den nächsten freund ihres lebensgefährten und den seit 1856 höchst sorgsamen und gewissenhaften vormund ihrer kinder. Auch zwei funfzigjährige jubiläen hat Leutsch unter freundlicher betheiligung der universität erlebt, 1880 das doctor- und 1887 das professor-jubiläum. Den titel „hofrath“ hatte Leutsch noch in Hannoverscher zeit, den titel „geh. regierungsrath“ 1880 erhalten. Der 150jährigen jubelfeier der Georgia Augusta sah Leutsch mit hoher freude in der vollen liebe seines

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Max Schneidewin: Ernst von Leutsch: Ein Nekrolog. Göttingen: Dieterich'sche Verlagshandlung, 1888, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schneidewin_Leutsch_04.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)