Seite:Schiller Musenalmanach 1800 213.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ist es der Dinge wahre Gestalt, wenn nackt und entblättert,

20
     Nur ein trauriger Dorn unserem Auge sich zeigt?

Nichts bleibt ewig bestehn; auch dies, was Leben wir nennen,
     Ist ein wechselndes Rad immer erneuter Gestalt.
Unreif noch zur Geburt liegt tief im Schooße der Mutter
     Eingeschlossen das Kind, fast einem Wurme noch gleich.

25
Dränget es dann sich hervor zum glänzenden Lichte des Tages,

     Schmachtet und dämmert es auf unter Gewimmer und Schlaf.
Fröhlicher hüpft der Knab’ und führt sein gaukelndes Leben,
     Von dem Momente beglückt, von dem Momente betrübt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1800. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1800, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1800_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)