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Wem dieß Geschenk ein guter Gott beschieden,
Der leidet nie der langen Weile Pein;
Mag ihn sein Loos in enge Fesseln schmieden,
Er fühlt sich frey und reich – die Welt ist sein!
Er weiß in sich den Harfenton zu wecken,

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Der schnell des Unmuths bösen Geist verjagt,

Und in der Täuschung süßem Traum zu schmecken,
Was Wirklichkeit dem Wachenden versagt.
Nichts kann die Zeit, nichts ihm der Tod entziehen;
Er schwingt mit mächt’ger Hand den Zauberstab,

25
Und längst verwelkte Paradiese blühen

Ihm schöner auf; ihm öffnet sich das Grab,
Er steigt hinab ins stille Land der Schatten,
Und sich, es kehrt, errungen vom Geschick,
Eurydice, am Arm des treuen Gatten,

30
Von Lethens Strand ans goldne Licht zurück.
BUERDE.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_224.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)