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Die Schiffende.


Sie schwebt daher! Am kleinen Kahne steigen
Die Wellen sanft empor;
Am Ufer rings in blühenden Gesträuchen
Erwacht der Vögel Chor.

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     Du Blüthenbaum, geuß deine süßen Düfte

Durch deiner Wipfel Grün,
Und traget sie, ihr lauen Abendlüfte,
Zu meiner Lieblingin.
     Führt sanft sie hin auf euren blauen Pfaden

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Und küßt, mit leisem Laut

Den kleinen Kiel, ihr lieblichen Najaden,
Dem sie sich anvertraut.
     Nicht schöner fuhr, auf goldnem Muschelwagen
Die Liebesköniginn

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Von Meeresgöttern feyernd fort getragen,

Nach ihrem Paphos hin.
     Sie schwebt heran! In blühenden Gesträuchen
Reicht sie die Schwanenhand
Mir dar: ich kühl ihr sanft mit Blütenzweigen

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Der heißen Wangen Brand.
NÖLLER.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_171.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)