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Der Pflichten schwerste zu erfüllen,
Zu bändigen den eignen Willen!

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Dich hat der eitle Ruhm bewegt,

Drum wende dich aus meinen Blicken,
Denn wer des Herren Joch nicht trägt,
Darf sich mit seinem Kreuz nicht schmücken.

      Da bricht die Menge tobend aus,

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Gewaltger Sturm bewegt das Haus,

Um Gnade flehen alle Brüder,
Doch schweigend blickt der Jüngling nieder,
Still legt er von sich das Gewand
Und küßt des Meisters strenge Hand

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Und geht. Der folgt ihm mit dem Blicke,

Dann ruft er liebend ihn zurücke
Und spricht: Umarme mich mein Sohn!
Dir ist der härtre Kampf gelungen.
Nimm dieses Kreuz, es ist der Lohn

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Der Demuth, die sich selbst bezwungen.
SCHILLER.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_164.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)