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Die Worte des Glaubens.


Drey Worte nenn ich euch, innhaltschwer,
     Sie gehen von Munde zu Munde,
Doch stammen sie nicht von aussen her,
     Das Herz nur giebt davon Kunde.

5
Dem Menschen ist aller Werth geraubt,

Wenn er nicht mehr an die drey Worte glaubt.

Der Mensch ist frey geschaffen, ist frey,
     Und würd er in Ketten gebohren,
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrey,

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     Nicht den Misbrauch rasender Thoren,

Vor dem Sclaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freyen Menschen erzittert nicht.

Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,
     Der Mensch kann sie üben im Leben,

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Und sollt er auch straucheln überall,

     Er kann nach der göttlichen streben,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Musen-Almanach für das Jahr 1798. J. G. Cottaischen Buchhandlung, Tübingen 1798, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)