Seite:Schiller Musenalmanach 1798 066.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
230
      Bleibt das ihm Vollmacht doch zu höherm Heil,

      Womit er oft unselig sich befehdet.
Blind eilt zum Ziel, ein abgeschnellter Pfeil,
      Des Thieres Trieb; es irrt nur, wer da wählet:
      Sich selbst zu lenken ist des Freyen Theil.

235
Erkenntniß wurzelt ihm, wo er gefehlet;

      Steigt fest und fester aus der Täuschung Flut,
      Und wird zur Weisheit, durch Entschluß gestählet.
Der Meister seines Innern läßt die Wuth
      Der Lüfte sich einander blind zerschellen,

240
      Und Niedriges verschmäht, wer Großes thut.

Wenn Maaß und Heldenkraft sich so gesellen,
      Wird die Gewalt entthront, das Recht gebeut,
      Nur Liebe macht die freyen Herzen schwellen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)