Seite:Schiller Musenalmanach 1797 138.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bald verstummt er, aufgelös’t in Schmachten,
Bald erschallt des Herzens Hymne laut.
Einen Gegenstand der Huldigungen
Hat sich nun die treue Lieb’ errungen,

215
Die nach dem, was nirgends war zuvor,

In der Oede sich verlor.

     Seine Seele, die Erwiedrung heischet,
Leihet der Geliebten, was sie fühlt,
Gern vom eignen Wiederschein getäuschet

220
Der um jene Jugendfülle spielt.

Mit des Steines nachgeahmtem Leben
Strebt er sich so innig zu verweben,
Daß sein Herz, von Lieb’ und Lust bewegt,
Wie in Beyder Busen schlägt.

225
     Was ersann er nicht, ihr liebzukosen?

Welche süße Nahmen nannt’ er nicht?
Das Gebüsch verarmt an Myrt’ und Rosen,
Die er sorgsam ihr in Kränze flicht.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1797_138.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)