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     In erstauntes Anschaun so versunken,

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Fühlt er sich allein, wann er erwacht.

Götter! seufzt er dann, nur Einen Funken,
Einen Funken eurer Schöpfermacht!
Bin ich bloß zu eitlem Wahn gebohren?
Meine Lieb’ an einen Traum verlohren,

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Der, von ihrem Odem nie beseelt,

Liebevoll sich mir vermählt?

     Oder thronet, die ich lieb’, im Saale
Des Olymp mit sel’ger Allgewalt?
Trinkt sie jeden Tag aus goldner Schale

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Jugend und ambrosische Gestalt?

Wird sie zürnend den Vermeßnen tödten,
Der in Lieb’ entbrennt, statt anzubeten?
Oder lächelt sie voll Größ’ und Huld
Seiner hoffnungslosen Schuld?

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     Göttin, deren neugebohrne Schöne

Einst das Meer in Pupurglut getaucht!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1797_129.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)