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Seines Willens Herrschersiegel

Drückt der Mann auf die Natur,
In der Welt verfälschtem Spiegel
Sieht er Seinen Schatten nur,
Offen liegen ihm die Schätze

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Der Vernunft, der Phantasie,

Nur das Bild auf seinem Netze,
Nur das Nahe kennt er nie.

     Aber die Bilder, die ungewiß wanken
     Dort auf der Flut der bewegten Gedanken,

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     In des Mannes verdüstertem Blick,

     Klar und getreu in dem sanfteren Weibe
     Zeigt sie der Seele krystallene Scheibe
     Wirft sie der ruhige Spiegel zurück.

Immer widerstrebend, immer

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Schaffend, kennt des Mannes Herz

Des Empfangens Wonne nimmer,
Nicht den süßgetheilten Schmerz,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_188.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)