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     Er schöpfte des Wassers. Er rannte daher,

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Eine Nachtigall sang ihm traurige Mähr.

     »Schön Sidselil liegt todt im seidenen Moos,
»Ihr liegen zween holde Knäblein im Schooß.
     Er achtete nicht auf den traurigen Sang,
Er rannte den sumpfigen Anger entlang,

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     Und als er kam, wo schön Sidselil lag,

Da ward er gewahr, was die Nachtigall sprach.
     Schön Sidselil lag todt im seidenen Moos,
Ihr lagen zween todte Knäblein im Schooß.
     Er grub ein Grab so tief als breit,

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Und legte seine drei Lieben hinein,

     Und als er stand hoch über dem Grab,
Da däucht’ ihn, es weinten die Kindlein im Grab.
     Er stemmte sein Schwert wohl gegen den Stein,
Und stieß es sich tief ins Herz hinein.

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Schön Sidselil war ihm so hold und treu;

Nun schlafen beisammen die Liebenden zwei.

KOSEGARTEN.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_162.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)