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Meine Göttin mir entgöttern:

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Welche Macht, die das vermag?


     Sind dieß Wirbel rascher Flammen?
Taumel wilder Leidenschaft?
Nein, ich fühl’ in diesem Streben
Inniges, geheimes Leben,

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Seelenwürd’ und Licht und Kraft.


     Könnte ja die Glut erlöschen,
Die auf deinem Altar flammt;
Göttin! o! so laß mich sterben,
Laß mich süßen Tod erwerben,

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Eh das Schicksal mich verdammt,


     Mich verdammt zu ödem Leben,
Das dem Tode langsam weicht,
Freudenleer, in dumpfem Kummer,
Während sich des Grabes Schlummer

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Kalt durch Mark und Nerven schleicht.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_117.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)