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Ich stahl ja diese Flammen
Aus deinem Heiligthum.

     Doch sollt’ ich nie es fesseln und umschlingen,
Das überirdisch lockende Phantom;

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Wär’ ich verdammt, umsonst dir nachzuringen,

Gewirbelt von des Wankelmuthes Strom;
So möcht’ ich meinen Geist verhauchen,
Den Hasser dieses Sonnenlichts,
Und mich hinunter tauchen

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In’s öde, kalte Nichts.


II.

O! ich weiß, beschränkt und nichtig
Ist des Menschen Seyn und Thun;
Und wir schweifen in der Irre,
Und wir finden im Gewirre

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Keine Stät’, um auszuruhn.


     Traum nur bist auch du, und Schatten,
Traum vom Schatten, süßes Weib!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_115.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)