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Melvil.
Denk an die Nähe des Allwissenden!
Der Strafen denke, die die heilge Kirche
Der mangelhaften Beichte droht! Das ist
Die Sünde zu dem ew’gen Tod, denn das
Ist wider seinen heilgen Geist gefrevelt.

Maria.
So schenke mir die ew’ge Gnade Sieg
Im letzten Kampf, als ich dir wissend nichts verschwieg.

Melvil.
Wie? deinem Gott verhehlst du das Verbrechen,
Um dessentwillen dich die Menschen strafen?
Du sagst mir nichts von deinem blutgen Antheil
An Babingtons und Parrys Hochverrath?
Den zeitlichen Tod stirbst du für diese That,
Willst du auch noch den ew’gen dafür sterben?

Maria.
Ich bin bereit zur Ewigkeit zu gehn,
Noch eh sich der Minutenzeiger wendet,
Werd’ ich vor meines Richters Throne stehn,
Doch wiederhohl’ ichs, meine Beichte ist vollendet.

Melvil.
Erwäg’ es wohl! Das Herz ist ein Betrüger.
Du hast vielleicht mit list’gem Doppelsinn
Das Wort vermieden, das dich schuldig macht,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)