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Sag nicht, du müssest der Nothwendigkeit
Gehorchen und dem Dringen deines Volks.
Sobald du willst, in jedem Augenblick
Kannst du erproben, daß dein Wille frei ist.
Versuch’s! Erkläre, daß du Blut verabscheust,
Der Schwester Leben willst gerettet sehn,
Zeig denen, die dir anders rathen wollen,
Die Wahrheit deines königlichen Zorns,
Schnell wirst du die Nothwendigkeit verschwinden
Und Recht in Unrecht sich verwandeln sehn.
Du selbst mußt richten, du allein. Du kannst dich
Auf dieses unstet schwanke Rohr nicht lehnen.
Der eignen Milde folge du getrost.
Nicht Strenge legte Gott in’s weiche Herz
Des Weibes – Und die Stifter dieses Reichs,
Die auch dem Weib die Herrscherzügel gaben,
Sie zeigten an, daß Strenge nicht die Tugend
Der Könige soll seyn in diesem Lande.

Elisabeth.
Ein warmer Anwald ist Graf Schrewsbury
Für meine Feindin und des Reichs. Ich ziehe
Die Räthe vor, die meine Wohlfahrt lieben.

Talbot.
Man gönnt ihr keinen Anwald, niemand wagt’s,
Zu ihrem Vortheil sprechend, deinem Zorn

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)