Seite:Schiller Maria Stuart 017.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Qual der Ungewißheit zu entladen.
Ich bin, Dank eurer Späher Wachsamkeit,
Von aller Welt geschieden, keine Kunde
Gelangt zu mir durch diese Kerkermauern,
Mein Schicksal liegt in meiner Feinde Hand.
Ein peinlich langer Monat ist vorüber,
Seitdem die vierzig Kommissarien
In diesem Schloß mich überfallen, Schranken
Errichtet, schnell, mit unanständiger Eile,
Mich unbereitet, ohne Anwalds Hülfe,
Vor ein noch nie erhört Gericht gestellt,
Auf schlaugefaßte schwere Klagepunkte
Mich, die betäubte, überraschte, flugs
Aus dem Gedächtniß Rede stehen lassen –
Wie Geister kamen sie und schwanden wieder.
Seit diesem Tage schweigt mir jeder Mund,
Ich such’ umsonst in euerm Blick zu lesen,
Ob meine Unschuld, meiner Freunde Eifer,
Ob meiner Feinde böser Rath gesiegt.
Brecht endlich euer Schweigen – laßt mich wissen,
Was ich zu fürchten, was zu hoffen habe.

Paulet (nach einer Pause).
Schließt eure Rechnung mit dem Himmel ab.

Maria.
Ich hoff’ auf seine Gnade, Sir – und hoffe
Auf strenges Recht von meinen ird’schen Richtern.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Cottasche Buchhandlung, Tübingen 1801, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_017.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)