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immer ihre Schuld sein mag, dieselbe doch lediglich seinethalben, aus Liebe zu ihm auf sich geladen hat. Wenn ihr Bruder mehr als ungalant ist und sie „für ein Stück Weiberfleisch, in einen grossen – grossen Adelsbrief gewickelt,“ erklärt, so mag das in der Ordnung sein: die Brüder haben in der ganzen Welt das Recht ungalant zu sein, und man muss gestehen, dass es vollständig motivirt ist, weil sie im besten Falle doch nur als Lückenbüsser dienen; aber der Verehrer, der Mann, der Liebe wenn auch nur geheuchelt hat, ist niemals zu so roher Mishandlung gegen die berechtigt, die am Ende unter allen Umständen doch nur das Opfer seiner Tücke gewesen wäre. Es zeigt uns die Einmischung dieses Zugs von Roheit nur die Verwilderung, in der sich Schiller damals selbst befunden, und jenen Mangel an Feinheit der Umgangsformen, der, wie wir schon erwähnt, die Sitten der Schwaben damals und theilweise auch heute noch kennzeichnet, und von denn ein Stück noch unserm jugendlichen Poeten hängen geblieben sein mag, der freilich zu jener Zeit es noch in seinen weiblichen Bekanntschaften nicht weit über die – famose Bäckersfrau gebracht hatte!



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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)