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Hat er der eignen Kraft so viel vertraut –
Ja, dann bedarf es unserer nicht mehr:
Getröstet können wir zu Grabe steigen,
Es lebt nach uns – durch andre Kräfte will
Das Herrliche der Menschheit sich erhalten . . . .
Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit,
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.

Am deutlichsten spricht Arnold die Eifersucht, mit welcher er allein von den Häuptern des Bundes auf den Adel blickt, aus, da er zum Rudenz spricht:

Des Bauern Handschlag, edler Herr, ist auch
Ein Manneswort! Was ist der Ritter ohne uns?
Und unser Stand ist älter, als der eure –

und wenn er den Hergang bei Einnahme des Schlosses Sarnen erzählt:

– Wär’ er nur unser Edelmann gewesen,
Wir hätten unser Leben wohl geliebt;
Doch er war unser Eidgenoss, und Bertha
Ehrte das Volk.

So ist es auch echt republikanisch, wenn er am Ende triumphirend ausruft:

So stehen wir nun fröhlich auf den Trümmern
Der Tyrannei, und herrlich ist’s erfüllt,
Was wir im Rütli schworen, Eidgenossen!

  Walther Fürst.
Das Werk ist angefangen, nicht vollendet.
Jetzt ist uns Muth und feste Eintracht noth:
Denn, seid gewiss, nicht säumen wird der König,
Den Tod zu rächen seines Vogts und den
Vertriebnen mit Gewalt zurückzuführen!

  Melchthal.
Er zieh’ heran mit seiner Heeresmacht!
Ist aus dem Innern doch der Feind verjagt;
Dem Feind von aussen wollen wir begegnen –

und damit den Gedanken der unbedingten Freiheit schon fertig ausspricht.



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/365&oldid=- (Version vom 1.8.2018)