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immer vorangeschritten, die adelichen Geschlechter des Landes, berathen will, vor dem zu schliessenden Bunde, der ihnen die Freiheit wiedergewinnen soll:

Wir wollen hören, was die edeln Herrn
Von Sillinen, von Attinghausen rathen.

Er entgegnet sofort und setzt es durch:

 – Was braucht’s
Des Edelmanns? Lasst’s uns allein vollenden!
Waren wir doch allein im Land! Ich meine,
Wir wollten uns schon selbst zu schirmen wissen.

Rudenz, der, ebenfalls jung, die Jugend am besten versteht, sagt, die demokratische Tendenz herausfühlend, ganz richtig von ihr:

Wohl thut es ihnen, auf der Herrenbank
Zu sitzen mit dem Edelmann – den Kaiser
Will man zum Herrn, um keinen Herrn zu haben.

Das Ziel wenigstens, zu dem ihre Anschauungen mit Sicherheit hinführen müssen, ist kein anderes als das der vollständigen Unabhängigkeit, während die ältere Partei höchstens so weit in ihrem Raisonnement geht als Attinghausen, der die reichsunmittelbare Stellung der Lande vertheidigt und nichts weiter als das Ideal einer Communal- oder Provinzialfreiheit im Auge hat.

Melchthal befindet sich diesen Conservativen gegenüber in vollständigstem Gegensatz der Ansichten über die Zukunft, wenn sie auch für das Nächste Eines Sinnes sind. Wenn daher Staufacher lehrt:

Denn dieses ist der Freien einz’ge Pflicht,
Das Reich zu schirmen, das sie selbst beschirmt –

so erwidert Melchthal:

Was drüber ist, ist Merkmal eines Knechts.

Der politisch gebildete Attinghausen begreift die Richtung am ersten, deren jugendlichen Vertreter wir im Melchthal sehen, wenn er ahnend prophezeit:

Hat sich der Landmann solcher That verwogen,
Aus eignem Mittel ohne Hülf’ der Edeln,

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/364&oldid=- (Version vom 1.8.2018)