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ARNOLD VOM MELCHTHAL.
(Wilhelm Tell.)


Hat im Tell das ganze damalige schweizerische Volksthum seinen Vertreter, wie es schlicht und mannhaft, mehr durch die Noth des Augenblicks zu seinen letzten Zielen hingedrängt wird, als ihnen mit voller Erkenntniss nachstrebt, so ist dagegen Arnold der Vertreter der neuanbrechenden Zeit und ihrer Anschauungen; was sich in den andern allen von republikanischer Gesinnung, von freiem Bürgerstolz nur im Keime unbewusst vorfindet, tritt bei ihm bereits als fertiger Anspruch mit vollem Bewusstsein auf. Er ist der entschiedenste Repräsentant der Zukunft, jener grossen demokratischen Bewegung, die ziemlich gleichzeitig auch durch alle deutschen Gemeinwesen ging und in den meisten Reichsstädten mit dem Sturz des patricischen Regiments endigte.

Der heissblütige Jüngling ist am schnellsten von allen fertig mit Entschluss und That, er ist recht eigentlich die Seele des Angriffs, ein Achilles im Bauerkittel; das Schlagfertige in der Natur bricht überall hervor, ob er nun zeige, wie er gereizt worden, und uns dabei den trostlosen Zustand des ganzen Volks unter dem Druck der Willkürherrschaft wie seine eigene kochende Erbitterung plastisch male, wenn er die Veranlassung seiner Flucht erzählt:

Ertragen sollt’ ich die leichtfert’ge Rede
Des Unverschämten: „Wenn der Bauer Brot
Wollt’ essen, mög’ er selbst am Pfluge ziehn!“ . . . .
Da übernahm mich der gerechte Zorn
Und, meiner selbst nicht Herr, schlug ich den Boten –

und dann weiter des Vaters erwähnt:

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/362&oldid=- (Version vom 1.8.2018)