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Sentenzen davon, die ihm beim Eintreten der Reaction des Mannesalters dann als Phrasen von zweideutigem Werthe erschienen und den Dichter auf lange Jahre verleideten.

Die Aufgabe aber, die wir alle zu lösen haben, ist: die Ideale der Jugend ins Alter hinüberzuretten dadurch, dass wir sie uns verlebendigen, dass wir die schöne Form, das hohe Wort mit einem bestimmten Inhalt erfüllen, dass wir die ideale Welt mit der wirklichen zu verbinden, sie für diese nutzbar zu machen lernen, anstatt sie fremd und unversöhnt in unserm Bewusstsein nebeneinander zu tragen, die eine von beiden zu verachten und zu verleugnen, weil wir noch keine Brücke von der einen zur andern zu schlagen wissen.

Es braucht oft eine lange und reiche Lebenserfahrung, bis man dessen fähig wird, wenn man überhaupt dazu kommt, und nicht, wie leider so viele, es vorzieht, das Recht der einen zu leugnen oder die andere kurzweg gering zu schätzen – anstatt zu lernen das Göttliche im Menschlichen zu suchen und zu finden. Und doch soll in dieser Weise jede gesunde Natur auf jene Jugendideale zurückkommen, denen in der Regel eine richtige Ahnung zu Grunde liegt.

Der Verfasser hatte auch diesen Process seit längerer Zeit begonnen, als ihm die Verlagshandlung F. A. Brockhaus ihren Gedanken, die „Schiller-Galerie“ zu unternehmen, mittheilte und ihm die Ausführung dieses Unternehmens vorschlug. Es sollte ursprünglich eine Art von Pendant zu den im Auslande veranstalteten Publicationen der „Frauen der Bibel“ und der „Shakspeare-Galerie“ werden, die in deutschen Ausgaben in demselben Verlage wie die „Schiller-Galerie“ erschienen sind.

Die Säcularfeier der Geburt unsers nationalen Dichters schien der geeignetste Zeitpunkt, ihm die eigene Verehrung zu bezeigen durch eine Production, wie sie merkwürdigerweise bisjetzt noch nicht versucht worden war, da wir zwar allerhand Bilder Schiller’scher Gestalten, aber noch keine zusammenhängende Illustration seiner Werke besitzen, die den heutigen Anforderungen irgend entsprechen könnte.

Dass die Aehnlichkeit mit jenen vorerwähnten Werken indess

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite XIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)