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Noch hat er den Zauber des Friedens nie gesehen, keine Ahnung von seinem stillen Glück ist in die kampfgewohnte Seele gestiegen, als der Anblick seiner Segnungen gleichzeitig mit der Liebe zu einer edeln Frauenseele vereint ihm zu Theil wurden; jetzt zum ersten mal empfindet er mit Sehnsucht und Entzücken, dass es noch andere Güter gibt als Kriegerruhm und soldatische Ehren.

Ihn auch durch dieses Band noch an sich zu fesseln oder fesseln zu lassen, war ein Meisterstrich des ältern Freundes; aber wenn er auch vollkommen gelingt, wie Max selbst es ja verkündet:

Was dank’ ich ihm nicht alles – o, was sprech’ ich
Nicht alles aus in diesem theuren Namen Friedland!
Zeitlebens soll ich ein Gefangner sein
Von diesem Namen –

so empört uns doch die Perfidie in dem Calcul, die gerade mit Nothwendigkeit das tragische Ende herbeiführen muss, der herzlose Egoismus, mit dem Wallenstein selbst das Lebensglück des Freundes seiner Ehrsucht zum Opfer bringt.

Thekla ahnt die grausame Wahrheit besser, als sie ihm, da er seine Hoffnung auf den Vater ausspricht in den Worten:

Er soll mein Glück entscheiden, er ist wahrhaft,
Ist unverstellt und hasst die krummen Wege,
Er ist so gut, so edel –

erwidert:

Das bist du!

Wie bei Thekla, so ist auch bei Max das Charakteristische die jugendliche Härte des Charakters, die Unmöglichkeit in den Conflicten des Lebens mit einer Pflicht zu transigiren. Unübertrefflich schön ist der Widerstand gemalt, den er der auf ihn hereinbrechenden Ueberzeugung von der Verrätherei Wallenstein’s entgegensetzt, der Scharfsinn, mit dem er den ganzen Theil der Motive erräth, die ihn dazu treiben könnten und doch noch zu entschuldigen wären, die noch ein Echo in seiner reinen Brust finden würden, wenn er dem Vater gegenüber in die Anklage aufbricht:

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/196&oldid=- (Version vom 1.8.2018)