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gestärktem Muthe bei der von der Verlagshandlung beabsichtigten Herausgabe der „Goethe-Galerie“ demselben nutzbar zu machen suchen.

Zeigt Schiller’s Leben selber ein fortwährendes unermüdetes Ringen nach dem Ziele der höchsten Vollendung, so möge es uns wie jedem Deutschen ein leuchtendes Beispiel zur Nachahmung sein, damit man von uns sagen könne, dass wir das Würdige wenigstens ehrlich gewollt haben.

Ueber die den Bildern beigegebenen Erläuterungen sei es dem Verfasser derselben gestattet noch einige Worte beizufügen, da er allein ihre Verantwortung zu übernehmen hat. Ob er in ihnen etwas Neues über den Dichter zu sagen gewusst hat, darüber steht ihm um so weniger ein Urtheil zu, als er offen gesteht, dass er das Alte, wenigstens zum grössten Theile, nicht kennt. Er hatte es von jeher vorgezogen, die Dichter selbst zu geniessen, anstatt ihre Kritiker und Glossatoren, und beschränkte sich daher, wo er das Bedürfniss einer Anlehnung empfand, darauf, durch die vortrefflichen Winke, die Gervinus und besonders Julian Schmidt über den Dichter gaben, seiner eigenen Anschauung nachzuhelfen. Es kam ja auch hier nur darauf an, zu zeigen, was er dabei empfunden, nicht zu wiederholen, was andere dabei gedacht, da Bild und Text in der Regel miteinander entstanden.

Ehe die vorliegende Arbeit begann, litt auch er, wie wol die meisten Deutschen, an dem Nachtheil, dass er den Dichter in frühester Jugend nicht etwa gelesen, sondern blos verschlungen, die melodischen Verse auswendig gelernt, aber ihren Gehalt noch sehr wenig verstanden hatte. Nur die eine Seite des Schiller’schen Talents, der Glanz und die stolze Pracht der Sprache, die Glut der Begeisterung für eine ideale Welt, die der realen direct gegenübergestellt schien, hatten ihn fast allein dabei gefesselt. Wenn man eben selbst noch keinen Gehalt hat, so fehlt einem meist auch der Sinn für den anderer. Somit trug er wie tausend andere aus dieser Periode seiner Beschäftigung mit dem Dichter fast blos die Erinnerung gewisser volltönender

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite XII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)