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 Das hätt’ er
Wohlfeiler haben können! . . . .
Lass jetzt des Mädchens kindische Gefühle,
Die kleinen Wünsche hinter dir! Beweise,
Dass du des Ausserordentlichen Tochter bist!
Das Weib soll sich nicht selber angehören.

Noch meisterhafter ist aber ihre Dialektik gegen Wallenstein, wenn sie ihn antreibt, endlich den Entschluss zu fassen, mit dem Kaiser zu brechen. Mit welcher Feinheit weiss sie alle Saiten zu berühren, die im Herzen dieses Mannes widerklingen müssen; wie weiss sie mit den Sophismen

Entworfen blos ist’s ein gemeiner Frevel;
Vollführt, ist’s ein unsterblich Unternehmen,
Und wenn es glückt, so ist es auch verziehn:
Denn aller Ausgang ist ein Gottesurtheil –

dem Politiker und Staatsmann eine Brücke zu bauen für seine moralischen Scrupel, ihn der Pflicht der Dankbarkeit zu entbinden:

Nicht wahrlich guter Wille stellte dich,
Dich stellte das Gesetz der herben Noth
An diesen Platz, den man dir gern verweigert –

und ihm zu zeigen, wie er in Uebereinstimmung mit sich bleibe, wenn er den Schritt der Rebellion endlich thue:

Nicht du, der stets sich selber treu geblieben,
Die haben Unrecht, die dich fürchteten,
Und doch die Macht dir in die Hände gaben.
Denn Recht hat jeder eigene Charakter,
Der übereinstimmt mit sich selbst; es gibt
Kein andres Unrecht, als den Widerspruch.

Gräfin Terzky ist zu sehr Frau und liebt Wallenstein zu sehr, als dass sie diese Sprache führte, wenn sie nicht fühlte, dass es eigentlich die innerste Regung seines Herzens sei, die sie ausspreche. – Wenn sie hier richtig geht, so hat sie dagegen falsch gerechnet, als sie glaubte, Thekla mit in des Vaters Plane ziehen zu können, wie alle Politiker sich gewöhnlich täuschen, wenn sie Idealisten leiten wollen,

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)