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Arnold Schering: Beiträge zur Bachkritik

4. (S. 31–38). Spitta über die Doppelfuge. – Hat Bach Fugen in dreiteiliger Liedform geschrieben? (Resultat: Ablehnung Spittascher Analysen. Die dreiteilige Liedform ist von der Fugenkomposition ausgeschlossen.)

5. (S. 39–40). Die Konzerte für drei Klaviere in Cdur und dmoll. (Resultat: Die Echtheit ist stark anzuzweifeln.)

6. (S. 41–44). Das dmoll-Konzert für Klavier mit Streichorchester. (Resultat: Enthält Merkmale, die Bachs Autorschaft verleugnen.)

7. (S. 44–50). Unechte Kantaten. (Betrifft die Kantaten Nr. 141, 142, 144 des 30. Jahrgangs und „Non sa che sia dolore“ im 29. Jahrgang.)

8. (S. 51–64). Unechte Kompositionen in der Petersschen Ausgabe der Werke J. S. Bachs. (Betrifft namentlich den Supplementband der Klavierwerke und den 9. Band der Orgelkompositionen, herausgegeben von M. Seiffert).

9. (S. 64–70). Unechte Kompositionen in der Steingräberschen Ausgabe der Klavierwerke J. S. Bachs. (Betrifft H. Bischoffs Ausgaben).

Die Methode Schreyers ist die von früher her bekannte. Er geht angeblichen oder wirklichen Abnormitäten der Periodenbildung und Satztechnik nach, zieht „unbachische“ Stilwendungen hervor und sucht die Ergebnisse fleißiger Quintenjagd mit „vorurteilsloser“ Prüfung des Gesamteindrucks zu verbinden. Eine untadelige Methode, sobald sie untadelig angewendet wird! Schreyer hat mit ihrer Hilfe tatsächlich eine Reihe von Zweifeln beseitigt und dem Richtigen Bahn gebrochen, insbesondere dort, wo satztechnische Absonderlichkeiten gegen die Autorschaft Bachs sprechen. Denn das ist wohl einmal sicher, daß Bach nicht nur früh die Elemente des Satzes spielend beherrschte, sondern als ein von der Natur Auserwählter ebenso früh auch die immanenten Gesetze der musikalischen Logik und Gedankenentwickelung unbewußt mit allergrößter Strenge befolgte. Ein solches Künstlerphänomen ist nicht anders als frühreif zu denken, was auch wirklich durch eine Anzahl von Orgel-, Klavier- und Kantatenschöpfungen seiner ersten Periode belegt wird. Schreyer schließt

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Arnold Schering: Beiträge zur Bachkritik. Breitkopf & Härtel, Leipzig [u. a.] 1912, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schering_Bachkritik_1912.pdf/2&oldid=- (Version vom 20.8.2021)