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Am Fuß, wo sich in breite Höhen
Der alt-berühmte Taunus[1] streckt,
Sieht man das Wunder-Bad entstehen,
Das so viel Furcht, als Lust, erweckt.
Lust, weil man es mit Nutz gebrauchet,
Indem es lindert, heilt und wärmt;
Furcht aber, weil es wallt und rauchet,
Und unaufhörlich schäumt und lärmt.
Es theilt sich in drey[2] grosse Quellen,
Woher viel kleine kommen sind,
So daß in sechs und zwantzig Stellen,
Und mehr, ihr heilsam Wasser rinnt.
Doch ist kein Mangel zu befahren,
Es hat stäts einerley Gestalt,
Und ist von so viel hundert Jahren
Von gleichen Kräften und Gehalt.
Wollt es die Sterblichkeit vergönnen,
Und käm ein Römer an das Licht,
So würd’ er zwar die Stadt verkennen,
Allein die warme Bäder nicht.


  1. Von diesem Berge bey Wißbaden ist oben in der ersten Abtheilung hinlängliche Nachricht zu finden.
  2. Oder eigentlich zwey, nemlich in dem Brunnen vor der Glocke, und in dem Brunnen im Adler. Denn die übrige Quellen sind so groß nicht, als diese.
Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_472.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)