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ausgejaget worden seyn; wie solches auch in Maintz, Franckfurt am Mayn, und andern benachbarten Orten und Landen damals geschehen ist. Es war nemlich um dieselbe Zeit ein sehr grosses Sterben unter den Leuten in Teutschland, sonderlich um den Rheinstrom herum, entstanden. Weil man nun wollte Kundschaft haben, daß die Juden die Brunnen hin und wieder vergiftet, und dadurch dieses Sterben verursachet, auch sonst noch allerley Frevel an geweiheten Hostien und Christen-Kindern etc. sollten ausgeübet haben, so wurde das gemeine Volck unter den Christen wütend, und schlug todt, oder jagte aus, was nur Jud hiesse, und sich nicht sogleich, den Christlichen Glauben anzunehmen, bequemen wollte. Es hatten diese Christen um den Rhein herum einen Haupt-Anführer, welcher, weil er seine Arme mit starckem Leder immerzu wohl zu verwahren pflegte, insgemein der König Armleder genennet wurde. Dieser war, wie Schudt in den Jüdischen Merckw. T. I. p. 654 meldet, aus dem Nassauischen Lande gebürtig, und hat sich daher auch sonderlich angelegen seyn lassen, sein Vatterland von diesem so sehr verhaßten Juden-Volcke zu reinigen. Daher die Bauern in dem Nassauischen vornemlich, wie Heinsius in seiner Kirchen-Historie N. T. Sec. XIV. berichtet, unter seiner Anführung, gegen die Juden gantz erschrecklich gewütet haben. Es hat auch dieses

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Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)