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sie sich anderst zu einer im Teutschen Reich üblich-seyenden Christlichen Religion bekennen, jedesmal auf ihr, bey der Amts-Obrigkeit der Stadt, geschehendes bittliches Ansuchen, eine Privat-Ubung ihres Gottes-Dienstes in den Badhäusern verwilliget.

4. Um das Jahr 1700 – – ist ein gemeiner Bürgersmann in Wißbaden in eine sehr schwere, und unter den Christen ziemlich ungewöhnliche, Religions-Irrung gerathen; massen er auf die Gedancken gekommen, die Christliche Religion sey nicht die wahre, sondern die Jüdische; wobey er denn fast schlüßig gewesen, öffentlich von der Christlichen Religion ab- und zu der Jüdischen völlig über zu treten. Die Ursache dieser seiner schweren Irrung kam daher, weil er, nach Art der Juden, (mit denen er zugleich einen starcken Umgang gepflogen) vermeynete, die von dem verheissenen Meßias oder gesalbten Erlöser der Welt bey den Propheten des alten Testamentes befindliche Weissagungen müsten dem äusserlichen Buchstaben nach, und in einem irdischen Sinne, verstanden werden, und also der Meßias kein geistlicher, sondern ein weltlicher und irdischer König und Erlöser seyn; weil aber solches bey dem JEsu von Nazareth, welchen die Christen vor den wahren Meßias erkenneten, nicht also einträfe, so sey er vermuthlich der rechte Meßias nicht,

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Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_238.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)