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dieselbe zwar der Bau-Kunst beflissen, und nach und nach ummauerte Städte angerichtet, allein es ist auch unter ihnen das Christenthum schon um dieselbe Zeit in der Uebung gewesen; und wenn unsere mehrgemeldte Mauer von denselben wäre errichtet worden, so hätte sie den Nahmen einer Heidnischen Mauer nicht überkommen können. Es ist daher dieses bey allen gründlichen Kennern der Teutschen Alterthümern eine ausgemachte Sache, daß alle die älteste ummauerte Städte in Teutschland von niemand anders, als von den alten Römern, seyen errichtet worden. Siehe den Conring de Urb. Germ. Und ist merckwürdig, daß selbst das Teutsche Wort, Mauer, oder, wie es in den alten Teutschen Schriften ausgedrucket wird, Muer, seinem eigentlichen Ursprung nach, Römisch oder Lateinisch ist. Denn es ist nichts anders, als das Lateinische Wort Murus. Zu einer deutlichen Anzeige, daß auch die Sache selbst, welche durch dieses Wort bedeutet wird, Römischen Ursprungs sey. Wie denn noch mehr dergleichen Bau-Wörter in der Teutschen Sprache vorhanden sind, welche von Römischen Wörtern ihren Ursprung genommen haben, z. E. Kalck (Calx) Thurn (Turris) Wall (Vallum) etc. Denn da die Sachen, welche durch diese Wörter bedeutet werden, bey den alten Teutschen nicht bekannt waren, so waren auch keine Nahmen davon in ihrer Sprache vorhanden.

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Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)