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Gattin: wohin wohl solches gehören werde.

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 Wie erstaunten aber nicht beyde, als sie eine Rolle mit 100 fl. Geld, aber inwendig auf dem Papier, in das es gewickelt war, mit einer veränderten Hand ohne Namens-Unterschrift, nichts als Worte des ungefähren Inhalts geschrieben fanden: man habe gedacht, daß der Holzartikel in diesem kalten Winter die Bestreitung der übrigen Hausausgaben in einem mit vielen Kindern versehenen Hause, und bey nicht überflüssig zugeschnittener Besoldung beschwerlich machen dürfte; man nehme sich daher die Freyheit einen Beytrag dazu zu thun, mit der Bitte solchen zugleich als ein Zeichen der Zuneigung und Freundschaft anzusehen und zu behalten. Beyde Ehegatten standen und konnten bey allem Hin- und Hersinnen nicht errathen, wer der Edle seyn möchte, der ihnen das große Geschenk, ohne sich genannt zu haben, und also ohne bekannt zu seyn, gemacht haben möchte. Nun ärgerten sie sich erst, daß sie den Postknecht abgehen lassen, ohne das Paket mit Geld vorher eröffnet und ihn ausgefragt zu haben. Der Beschenkte legte sich zwar auf Kundschaft; es gelang ihm aber erst nach einiger Zeit, auf eine Spur zu kommen.

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Anonym: Schöne Thaten eines edeln Greisen in: Journal von und für Franken, Band 1. Raw, Nürnberg 1790, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sch%C3%B6ne_Thaten_eines_edeln_Greisen.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)