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 Viele von uns dermahligen Erdenbürgern werden sich mit Wehmuth noch an den kalten Winter im Jahr 1788 erinnern. Wie vielen von uns war nicht in solchem die Sorge: woher nehmen wir Holz, mehr am Herzen, als die, woher nehmen wir Brod? Er war nicht nur eine Last der dürftigen Classe von Menschen, sondern fiel auch denen, die sonst ihr Auskommen hatten, beschwerlich. In diesem Winter kam eines Tags zu einem würdigen Mann in der Stadt, den ich kenne und verehre, ein Postknecht ins Haus, übergab ein Päckchen mit Geld, und erhielt den Empfang desselben in das Postbüchlein eingeschrieben, weil er den Ort, wo es herkam, nicht anzugeben wußte, oder nicht angeben durfte, und weil man in diesem Hause glaubte, daß es nur von einem Freunde zur Besorgung an die Behörde an selbiges addressirt worden seyn möchte, auch andere Geschäffte im Hause es nicht sogleich erlauben wollten, es nur recht anzusehen, vielweniger es gleich zu eröffnen. Es wurde daher in Verwahrung bey Seite gelegt. Nach einiger Zeit und beendigten Geschäfften fiel jenem würdigen Manne das Paket Geld wieder ein; und er erbrach dasselbe unter dem Besprechen mit seiner tugendhaften

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Anonym: Schöne Thaten eines edeln Greisen in: Journal von und für Franken, Band 1. Raw, Nürnberg 1790, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sch%C3%B6ne_Thaten_eines_edeln_Greisen.pdf/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)