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Steuerwald /

Ein Schloß im Stifft Hildesheim / vnd noch zu demselben gehörig / so der 33. Bischoff Sigefridus II. wider die von Hildesheim / gebawet / vnd für ihre Statt Anno 1312. gelegt / weil Sie Ihme widerspenstig / aber belagert / vnd mit Gewalt zum Gehorsam bezwungen worden / daß Er / durch dieses Schloß / ihrer Gewalt desto leichtlicher steuren / vnd begegnen möchte. Daher auch der Nahm / gleichsam Steuer-Gewalt dem SchLosse geben worden ist. Andere schreiben / die Erbawung desselben / seinem Sucessori Henrico zu. Die von Hildeßheim seyn zwar hernach / vnter dem 36. Bischoff / so Anno 1362.gestorben / außgefallen / vnd diesem Schloß mit stürmen / vnd schiessen / grossen Schaden zugefügt; haben aber solchen hernach / dem Bischoff / theuer genug bezahlen müssen. In dem Hildesheimischen Krieg deß Jahrs 1521. vnd 22. kam der 46. Bischoff Johannes / fast vmb sein gantzes Land / vnd liessen Ihme die Hertzogen von Braunschweig nur 3. Schlösser / namblich dieses Steuerwald / nahend Hildesheim / am Wasser Innerste / gelegen / Marienburg / vnd Peyne / zusampt der Statt Hildesheim / vnd dem abgebranten Stättlein Peyne / vnd was in solche Vogteyen gehöret hat; so folgends den Bischoffen zu Hildesheim geblieben / vnd das kleine Stifft genant; wie hievon / auch anderswo / gesagt worden ist. Anno 1626. ward Steuerwald / von den Dänischen / mit Accord / erobert; so / noch in diesem Jahr / auch den Keyserischen zu theil worden: Aber Anno 1632. bekamen diesen Ort die Lüneburgischen / vnd Hessischen / nach dem Sie Ihn zuvor belagert hatten.


Strand / oder Strandia,

Ist eine Insel / nicht sonders weit von der Schleßwickischen Statt Husem/ vnd dem festen Lande / gelegen / vnd hat viel Inwohner / vnd Pfarren; allda nicht allein ein Fischerey / sondern auch ein feiner Ackerbaw. Es wird sehr gezweifelt / wo deß Plinii Glessaria lige? Ortelius hält darfür / ist auch Joh. Isac. Pontanus nicht fast darwider / daß Ameren / vor dem Cimbrischen Gestade gelegen / Glessaria seye / weilen Ameren so viel / als der Lateiner Glessum, vnd Succinum: Oder / es möchte auch diese Insel Strand / welche am nächsten bey Amera lige / darfür gehalten werden / wie dann der Nahm / mit deß Plinii Austrania, zimblich überein komme. Dann / was Plinius Glessariam heisset / das ward / von den Barbaris wie Er sagt / Austrania genant; wiewol die Inwohner sagen / daß auch in der Insel Hillegeland / nicht weit von der Elbe Außfluß / der Agtstein gefunden werde. Von der besagten Insel Strand / redet Jonas von Elverveldt also:

Ne bona securae desint mihi commoda vitae
Me pecorum ditat cura, boumque labor.
Pro quibus, aeternos ne gratia desit in annos
In clypeis Christum, qui regit ista, colo.

Sihe oben den Eingang dieses Tractats / vnnd daselbst die Beschreibung deß Hertzogthumbs Schleßwick; vnd hieunten die Beschreibung Tonningen .

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_227.jpg&oldid=- (Version vom 13.2.2023)