Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 155.jpg

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erstlich Ann. 1123. vergebens belagert / aber hernach zweymal / vnd zwar zum letzten / An. 1134. erobert) dieselbe zerbrochen; so seye sie / im 1140. Jahr / durch Adolphen diß Nahmens den Andern / Graven in Holstein / zwischen die Trave / vnd Wagenitz / versetzt / vnd gebawet worden / welcher Graf Adolph sie auch erstlich mit StattRecht begabet: Vnd da sie hernach von Nicoloto, einem Wendischen Herrn in Mechelburg / überfallen / geplündert / vnnd folgends im Jahr 1158. gantz verbrandt worden / hab Sie Hertzog Heinrich der Löwe zu Sachsen / wider auffgerichtet / vnd mit Privilegien wol versehen; auch er / vnnd Bischoff Heinrich / den Dom allhie / der noch zu Tage stehet / Anno 1170. in die Ehre S. Johannis Baptistae, vnnd S. Nicolai, grösser zu machen angefangen; darzue der Hertzog den ersten Stein gelegt: Auch haben sie ein Closter / in die Ehre S. Johannis deß Evangelisten / Benedictiner Ordens / gebawet / welches aber hernach von hinnen verlegt worden. Daß also Graf Adolph der Ander in Holstein / vnd Hertzog Heinrich der Löwe / neben besagtem Bischoff Heinrichen allhie / die rechten Erbawer deß jetzigen Lübeck / im Wagerland / so ein Theil von Holstein / zwischen den obgemelten 2. Wassern / Trave / vnd Wagenitz / gelegen / (da sie Anfangs am Wasser Swarta gestanden) seyen; deren Statt Longitudo, vom P. Appiano aus 28. grad / vnd 20. Minuten; die Latitudo aber auff 54. grad / vnd 48. Minuten / gerechnet worden. Die obgedachte Drave / so vnder den besageten / der fürnembste Fluß ist / wird vom Ptolomęo Chalusus genant / machet allhie den Port oder Hafen / vnd lauffen auff solchem die Schiff auß der See / so 2. Meilen von dannen ligt / zur Statt; daß also dieselbe auf beyden Seiten / mit Wasser begabet ist. Sie hat 7. sehr grosse vnd starcke Thürne / so man gar weit sehen kan / vnd sonderlich gegen dem Land Holstein / einen hohen Wall: Vnd ist sie An. 1604. besser befestiget worden. Dann ob sie wol etliche kleine Bollwerck von Rundelen / für die alte Stattmawer hinauß gelegt / damit der Fluß eingefangen; so war doch deren keins an das ander gehenckt; also / daß ste nicht recht correspondirten; sondern ein jedes sein sondere Form vnnd Manier / hatte. Vnnd ist sie Anno 28. noch mehrers fortificirt worden. Es hat aber die Statt nur 3. Hauptthtor / deren eines gegen Mitternacht / so das Königische / das ander gegen Mittag / so das Müllerthor genandt wird; vnd das Dritte gegen Abend ligt / dardurch man nach Holstein raiset / vnd daselbst nicht weit von der Pforten / Anzaigungen von dem Holsteinischen Lager weiset / als / vor Jahren / die Fürsten auß Holstein diese Statt belagert haben. Es seind auch noch 2. andere Pförtlein / dardurch man aber mit Wagen nicht fähret; deren das eine / so gegen Morgen / das Höxer / oder Hüxerthor geheissen wirdt / allda man in 2. Thürneu siehet / mit welcher Kunst das Wasser / auß der Wakenitz hinauff / vnd wider herab / fast in alle Theil der Statt / auch die fürnemste Häuser / (deren viel gar schön / vnd ansehenlich erbawet seyn) geleitet wird. Das ander Thörlein / oder Pförtlein / wirdt das newe genant / so gegen Abend liget / vnd nach dem Holsteinischen Thor sich lencket. Es liget die Statt langlecht / zwischen der Wakenitz / vnd Trava / vnnd beederseits ableitig / oder thalhängig / deßwegen sie auch gar sauber ist / vnd erstrecken sich die 2. Haubtgassen von dem Dom / oder der Bischofflichen Kirchen / vnnd der Müllerpforte / fast biß an die Schloßpforten; von welchen beederseits vnderschidliche Mittelstrassen oder Gassen / zu den besagten beeden Flüssen / vnd den Stattmauren / gehen In einer geschribnen Verzeichnuß stehet also: Es hat diese Statt schöne / breyte / vnd theils mit Lindenbäumen besetzte Gassen / hohe von gebackenen Steinen erbawte Häuser: Die vornemste Gebäwde stehen in der Höhe; vnnd wird durch das Regenwasser der Vnflat / in die abwärts ligende Gassen / Gräven genant / (woselbst die Handwercker / sonderlich so einig Geräusch / vnd Getümmel machen / beysammen wohnen) abgeleitet; dahero diese Statt zierlich / vnd reinlich ist. Biß hieher dieser Bericht. Theils wollen / es habe die Statt 2150. Schritt in der Länge / vnd fast 1300. in der Braite. Man weiset in der kleinen Johannis Strate / oder Strassen / an eines Burgers Hause / nit weit vom Marckt /

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Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_155.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2016)