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Hadersleben / Hadersleu.

Diese Statt / so in Suder Judland / oder im Hertzogthumb Schleßwigk / an der OstSee / sieben Meilen oberhalb Flenßburg / Mitternachtwerts / gelegen / haben vnterschiedliche / als Georg Braun / im 4. Theil seines Stättbuchs / C. Ens, in delic. apodem. p. 232. seq. Petrus Bertius lib. 3. Rer. German. p. 553. Andreas Angelus, in seiner Holsteinischen Stätt-Chronick / cap. 6. Adr. Romanus, in Theatro Urbium, Joh. Isac. Pontanus in Chorogr. Daniae descript. vnd andere mehr / beschrieben / Auß denen zu ersehen / daß man nicht einig / weder woher der Nahme komme / noch wer die Statt anfänglich erbawet habe. Theils wollen / daß der Nahme noch von den Alten Harudibus, deren Ptolemaeus in Chersoneso Cimbrica gedencket / übrig seye. Andere führen jhn vom König Hothero, oder Hathero, den der 39. oder 40. Dänische König Haraldus, bey den Juthländern bekriegt / vnd vertilgt: Andere aber vom hadern / oder zancken / so etwan da im schwang gegangen / vnd gleichsam gelebt / oder gewohnt / her; vnd sagt Jonas von Elverfeld / im Buch de Statu Holsatiae, also:

Non procul à Nostris Urbs Haderslebia Terris,
Prisco rixarum nomine dicta, jacet.

Sie solle hernach Anno 1292 / von Hertzog Woldemar zu Schleßwigk / mit dem Stattrecht begabet worden seyn; wie auch solches folgende Vers anzeigen:

A Duce Woldemaro primum Haderslebia nomen
(Jutia cui quondam paruit) Urbis habet.

Es sagt aber vorgedachter Bertius, daß diese Statt noch heutigs Tags keine Mauren / Gräben / vnd Bevestungen / habe / sondern gantz offen seye; in welche man bey Tag / vnd Nacht / kommen könne / wann man nur Schiff habe; dann Sie mit Wasser vmbgeben; Es seyen da durchauß schöne weite Gassen / vnd ein grosser Marckt: Das Land herumb fruchtbar / da Brünne / vnd Gärten / auch lustige Wiesen / vnd ein sicherer Meerhafen zu finden / in welchen viel Schiff einlauffen können / vnd der sich mit einem gar weiten Busen in das Balthische Meer außschütte; da Er auch deß Königlichen Statthalters / Herrn Heinrichen von Ranzau 20. Lateinische Vers / die Er von dieser Statt gemacht hat / setzen thuet. Nicol. Helduaderus, auß diesem Lande bürtig / saget / es seye vorhin allhie ein halber Thumb gewesen / vnd werde noch der Obriste Prediger / Superintendens, Praepositus, vnd Pastor, genant; auff deren Kirchenthurn Anno 1604. ein schönes Sparwerck gemacht worden; vnd in welcher StrfftsKirchen Herr Heinrich / zugenant Rumpold / Hertzog in Schlesien / Herr zu Großglogau / Statthalter der Länder / vnd Stätte Bautzen / Görlitz / vnd Zittau / (der vom Keyser Sigismund / die Strittigkeiten zwischen König Erichen von Dennemarck / vnd den Graven zu Holstein / wegen deß Hertzogthumbs Schleßwick / beyzulegen / Anno 1423. nach Holstein / vnd Dennemarck / geschickt worden / (Sihe oben den Eingang / vnd vnten Schleßwigg /) aber in solcher Pottschafft an der Pest gestorben /) vnter einem Marmolstein / so Jhme der König auffrichten lassen / begraben ligt. Welches dann deßwegen zu mercken / weilen die Historici, so seiner gedencken / Jhn bloß Rumpoldum Hertzogen auß Schlesien nennen / vnd sein Geschlechts-Lini / vnd Hauß / nicht anzeigen; da doch selbiger Zeit viel Hertzogen in Schlesien / von vnterschiedlichen Linien gewesen / vnd Er aigentlich nicht Rumpold / sondern Heinrich geheissen hat. Ob aber wol Er / vor zu ende gebrachter Sache / diese Welt gesegnet / auch höchstgedachter Keyser Anno 1424. das besagte Hertzogthumb Schleßwigg / der Cron Dennemarck / zugesprochen; So hat gleichwoi König Erich / nach lang geführtem Krieg / sich endlich Anno 35. mit Graff Adolphen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)