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Tomis Sündenregister. Herr Mann als „exaltiert und von sonderbarem Hochmut“... Ich ließ mich selbstverständlich in keine Verhandlung weiter mit Herrn Mann ein. Darauf ging Herr Mann hin und veröffentlichte am 1. März den Artikel „Der Doktor Lessing“. Dies der objektive Tatbestand. In die Motive Herrn Manns habe ich keinen Einblick.


2.

Aus ungefähr vierzig Briefen, die ich aus persönlicher Beziehung während der Jahre 1902-1910 von Herrn Mann und Angehörigen besitze, zitierte ich die folgende Stelle eines spontanen, von mir unbeantwortet gelassenen Schreibens vom 27. Februar 1906: „...ich persönlich bitte, Ihnen versichern zu dürfen, daß Ihr Werk (es handelt sich um mein Buch Schopenhauer-Wagner-Nietzsche) mir soviel geistige Bewegung mitgeteilt hat, wie ich sie nicht vielen Büchern verdanke. Lob ist in gewissen Fällen eine Taktlosigkeit. Aber das psychologische Raffinement und die ganze oft äußerste Höhe und Freiheit dieser Leistung ist sicher bewunderungswürdig“... Um den Widerspruch dieser Briefstelle zu heutigen Entäußerungen abzuschwächen, insinuierte Herr Thomas Mann, das Schreiben, in welchem er von seiner mir wertlosen Bewunderung sprach, sei „Antwort“ auf ein ihm dediziertes Buch gewesen. Ich habe Herrn Mann nie ein Buch geschickt!! – Herr Mann nimmt vielmehr in jenem Briefe, der nur durch Zufall mir wieder zu Händen kam, auf ein Werk Bezug, welches ich etwa acht Monate bevor Herr Mann so artig schrieb, bei ganz persönlichem Anlaß seiner mir damals nahestehenden späteren Frau versprach und mit eingeschriebenem, mir wörtlich im Gedächtnis gegenwärtigem Gedichtchen durch ihre Mutter übermitteln ließ. Herr Mann versuchte (eine Briefstelle an seine Schwester bezeugte das) ich glaube während eines Aufenthalts in Oberammergau Herbst 1905 meine Philosophie zu studieren. Unbewußte Spuren dieses, Herrn Manns Eigenart fernliegenden Studiums glaube ich in einem Essay zu finden, in dem er bestimmte, mir allein zugehörige Termini verwendet.


3.

Herr Mann sucht meinen durch unsinnige Beschimpfung aufgedrängten Hinweis auf alte „Freundschaft“ mit seinen Angehörigen als „Prahlerei und Schnorrer-Zudringlichkeit“ zu entkräften. – Ich bin bereit, Privatbriefe (deren Inhalt