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hohen Feiertagen ihn waschen darf. Er ist ein schöner Mann.Problem der ästhetischen „Wahrheit“. Der Zeder gleich auf Karmels Höh... So minnesüß locket Ihr Lied. Ach, ich glaube ihm gern. Wenn es Ihnen, wenns dem lieben Samuel Genugtuung schafft, dann will ich auf alle deutschen Märkte gehen und beschwören, daß Euer beider reales Bein und Fleisch von jeher verführerisch durch stolzer Frauen Sehnsuchtsträume schritt. Wahrheiten der Burleske sind ästhetisch – psychologische, nicht historische Wahrheit. Nicht der reale, nur der unsichtbare Buckel reizt Satiriker. Nur hinter den trefflichen Schriftwerken des braven Mannes, für dessen Seifenkonsum und Moralität Sie mit allen schönen Seelen rechtens erglühen dürfen, äugt bescheiden mein Samuelchen. Nur mit Kirkes fluchgeborenem Zauberstab wandelt Satire Ihr schön gewaschen Freundchen in das irreale Traumferkelchen, das ich hinter dem Stachelzaun seiner Verse und hinterm Gatter seiner sehr schlechten Prosa habe grunzen hören...

7.

Was ist Satire? Was Pasquill? Heines Spott auf Platen nennt Börne: Satire, mancher Freund Platens: Pasquill. Heines Spott auf Börne nennt Börne: Pasquill, aber Platen: Satire. Sie finden meine Schilderung „gemein und niederträchtig“? Einseitig ist sie, wie jede Karikatur. Aber die Wahrheit meiner Satire hängt nie davon ab, ob Sie oder sonstwer daran glaubt, sondern ob ich daran glaube.

Gute Freunde verleumdeten einst auch Sie, Tom, daß Onkel und Tante aus ehrenwertem Hause in ihrem schönen Familienroman zur Farce entweiht sei. Man verglich ihre züchtig wohlerzogene Geistigkeit mit Geistlosigkeit irgend eines, der damals Skandalgeschichten aus kleinen deutschen Garnisonen gipste. Sie wehrten edel ab. Sie zeigten den Bürgern, daß Wirklichkeit unseres Lebens dem Dichter das Transparent ist, durch das er hinblickt auf die Welt seiner Wahrheit, – sein Ich.

Freilich, ich bezweifle, daß Sie für Ihre Kunst, die episch referierende, das Problem klar erschauen. Ihre seelische Kultur, Sie Lieber, wurzelt tiefer als Ihre geistige. Aber für meine Kunst, Tom, haben Sie recht... Für den Denker, den Kritiker ist reales Geschehen die Kette von Unwahrscheinlichkeit. Er macht erst das Wirkliche zur Wahrheit, indem er die Lüge zufälliger Geschichte in seine Weit voll Bedeutung – umlügt. Nicht trägt er, wie der Epiker, den